Es kristallisiert sich immer mehr für mich heraus: Im Großen und Ganzen gibt es drei Arten von Führungskräften, die ich in den letzten Jahren analysiert und in Tierarten eingeteilt habe, deren Verhalten zu ihnen passt: die Biene, die Ameise und das Opossum.
Das Opposum
Beginnen wir mit dem Opossum und den Eigenschaften, die diese Tierart und auch die beschriebenen Führungskräfte verkörpern.
Das Opossum ist ein Einzelgänger und nicht dauerhaft an ein Revier gebunden. Alle zwei bis drei Jahre wechselt diese Führungskraft ihren Arbeitgeber oder die Abteilung. Die Zusammenarbeit im Team fällt ihr schwer, und bei Gefahr verfällt sie in Schockstarre, ähnlich wie bei der Vergabe von Mehrarbeit oder zusätzlicher Verantwortung.
Die Ameise
Als zweites betrachten wir die Ameise. Jeder ist sich ja sicher, dass die Ameise ein sehr fleißiges Tier ist. Die Entomologen Daniel Charbonneau und Anna Dornhaus von der University of Arizona, in Tucson, haben jedoch in ihrem Fachblatt Behavioural Ecology and Sociobiology (Bd. 69, S. 1459, 2015), das wahre Bild der Ameise beschrieben. Laut den Forschern lassen viele Ameisen es ruhig und entspannt angehen. Während eine Minderheit ohne Pause am Arbeiten ist, machen erstaunlich viele dieser Tiere in der gleichen Zeit nichts. Ähnlich verhält es sich bei Ameisen-Führungskräften in Unternehmen: Sie präsentieren sich als fleißig, leisten jedoch nicht viel.
Wie es schon Jim Collins in seinem Buch „Der Weg zu den Besten“ beschrieb, sind sie eher jene Manager, die sich bei Lob selbst feiern und bei Kritik nach Schuldigen suchen.
Die Biene
Die Biene hingegen verkörpert Fleiß, Intelligenz und Flexibilität, hat jedoch Angst zu “stechen”, da dies ihre Karriere beeinträchtigen könnte. So sehe ich sehr viele Leistungsträger oder im neudeutschen High-Performer. „Herr Müller, können Sie sich bitte um dieses oder jenes kümmern?“ „Herr Müller, wir haben da ein neues Projekt, könnten Sie…“ und so weiter. Oft hat diese Führungskraft die Angst ihren Stachel zu benutzen, da sie weiß, dass das ihr Karriereaus bedeuten könnte. Daher schweigt sie und nimmt die vielen zusätzlichen Aufgaben mit in ihr Büro. Welches Problem hat nun unsere Führungskraft- „Biene“? Sie wird verheizt. Magenprobleme, Kränklichkeit und viele andere Wehwehchen führen zum Burnout oder ähnlichem.
Die meisten Logistikleiter und deren Führungskräfte in meinem Kundenstamm entsprechen der Biene. Sie hetzen von einem Meeting zum anderen, kümmern sich um SAP Probleme und andere Baustellen, während das Tagesgeschäft liegen bleibt. Viel zu oft sehe ich ein Lächeln hinter müden und erschöpften Augen. Meine Sorge liegt darin, dass die Biene-Führungskräfte aussterben oder zu Ameisen oder Opossums werden könnten. Das würde Unternehmen und der Wirtschaft erhebliche Probleme bereiten. Es ist nicht einfach, “Nein” zu sagen, aber manchmal muss auch das “Bienchen” seinen Stachel einsetzen. Leiden muss es so oder so.
P.S. Dasselbe gilt auch für die kleineren Führungskräfte. Daher passen Sie auf sich und Ihre Leistungsträger auf!
© Copyright L.K.W. Schmid